Beginn der Alarmierungen um 11.51 Uhr
Bereich Muckendorf-Wipfing!
Nun ja, die vergangene Katastrophenlage in Niederösterreich und natürlich im Bezirk Tulln, ist ja bereits medial in allen Bereichen behandelt worden und wird sicher noch weiterbehandelt.
Unsere Feuerwehr wurde natürlich auch in voller Linie mit den Starkregenmengen und den dadurch resultierenden Hochwasserlagen, in Beschlag genommen.
Unter uns gesagt, vor einem Hochwasser der Donau hatten wir nicht unbedingt Angst. Meist herrscht bei uns Niederwasser durch den hohen Wassersog stromabwärts.
Die unglaublichen Regenmengen jedoch, haben uns gezeigt welche Wirkung eine Flächenwassermenge in unserer Gemeinde ausübt wenn der Boden kein Wasser mehr aufnehmen kann bzw. die Wassermenge nicht mehr absickern kann.
Durch die Wassermengen erfolgte sehr rasch der Umstand, dass Wassereintritte in Kellerbereiche quasi im Minutentakt bei uns alarmiert wurden. Unsere Feuerwehr stand ab Samstag durchgehend in erhöhter Alarmbereitschaft und diese „Bereitschaft“ änderte sich sehr flott zu einem „Daueralarm“ in unserer Gemeinde.
Bereits in den Nachtstunden des Samstages ergab sich die große Problematik, dass die eintretenden Wassermengen in diversen Kellerbereichen, eigentlich nicht „bepumpbar“ waren. Also solange die Regenmange nicht nachlässt, ist ein Pumpvorgang so gut wie nicht möglich. Man kann dies auch vergleichen einem Versuch, die Titanic mit einem Wasserkübel zu retten. Ständig nachfließendes Wasser ist quasi nicht zu bepumpen.
Erst nach einer Wetterbesserung ist dies zielführend. Die Wetterbesserung vor Augen, rückten wir weiterhin zu unzähligen Pumpeinsätzen aus. Leider oft vergebens, da sich die nächste Lage anbahnte. Nämlich der Anstieg des Grundwassers. Auch an dieser Stelle wird man oft mit einer gewissen „Machtlosigkeit“ konfrontiert da ein Grundwassereintritt in ein Objekt auf keinen Fall bepumpt werden sollte. Dies fördert den Zufluss, kann zu Unterspülungen von Bauwerken führen und zieht statische Probleme mit sich.
Wir hatten nun den Plan, für unsere Bürger einen perfekten uns ausführlichen Bericht abzuliefern. Dies ist aber leider in diesem Umfang so gut wie gar nicht möglich!
Trotzdem wollen wir versuchen, Ihnen einen Einblick in unsere Tätigkeit zu vermitteln!
Samstag 14.09.2024- 11:51. Einlaufende Notrufe : 24 Stk.
Bis in die frühen Morgenstunden leistete unser Team sehr gute Arbeit. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir, Schlafpausen wird es keine geben!
Inklusive einer Unterstützungsleistung für unsere Kameraden in Königstetten, welche mit dem Hauptgraben kämpften, waren es einfach extrem viele Einsätze bei denen wir leider nicht immer helfen konnten. Wenn das Wasser ungehalten vom Himmel kommt, kann man meistens nicht pumpen.
Sonntag 15.09.2024. Die nächsten Alarmierungen erfolgten inkl. einer Stabilisierung eines Schiffes! Einlaufende Notrufe: 13 Stk.
Bei der Stabilisierung der "Muckendorf" kam ein Seilwindenaufbau zum Einsatz um das Schiff in die korrekte Lage zu bringen. Das Schiff bekam bei sinkendem Wasserstand eine Schräglage welche beim Wasseranstieg eine Gefahr sein könnte. Daher folgte die "Aufrichtung" des Schiffes, natürlich in bester Teamarbeit bei schlechtestem Wetter!
Pumpeinsatz beim TK Big-Point. Ein Eindringen des Wassers in das Objekt konnte nicht verhindert werden und war bereits eingetreten. Hauptaufgabe war die Pegelsenkung um die "Technikebene" aufrecht zu erhalten. Hier konnten wir ein wenig unterstützen da der Besitzer bereits selber großartige Arbeit mit seinen Pumpen leistete.
HDG Hort- Hier stand der Hort-Bereich ca. 15 Zentimeter unter Wasser. Entlastungen durch Pumpen wurden geschaffen jedoch war die nachfließende Wassermenge ein schlechtes Zeichen. Die gesamte Sickerebene war voll und daher mussten wir nach einer Pegelsenkung die Pumparbeiten einstellen.
Sonntag- Beginn der Stabsarbeit im Feuerwehrhaus. Die große Einsatzanzahl und die umfassenden Probleme mussten in eine "Stabsarbeit" umgelegt werden. Daher wurde ein Koordinationsraum bzw. die Stabsstelle in unserer Fahrzeughalle eingerichtet. Hier liefen alle Probleme der Ortschaft gesammelt ein und wurden bearbeitet.
Weiters wurden Pegelkontrollen vor allem in dem Bereich unserer Traverse durchgeführt. Parallel wurden mit der Gemeindeführung die weiteren Schritte geplant welche bei einem Uferübertritt der Traverse, umgesetzt werden können. Ein komisches Gefühl wenn die Traverse eigentlich Stromaufwärts läuft. Trotzdem waren wir an dieser Stelle gerüstet und glücklicherweise, trat das Gewässer nicht über die Uferbereiche.
Montag 16.09.2024- Einlaufende Notrufe: 11 Stk.
Bereits in den frühen Morgenstunden wurden wir zu weiteren Pumpeinsätzen alarmiert. Die Hauptproblematik lag schlicht und ergreifend am Grundwasserspiegel.
Der Spiegel ist sehr rasant auf 175.705 m.ü.A. gestiegen. Also liefen weitere Keller voll und wir konnten nicht unbedingt Hilfe leisten. Grundwassereintritte zu bepumpen, ist leider nicht zielführend, sogar kontraproduktiv für das Gebäude.
Neben einigen Pumpeinsätzen welche sich als leider nicht umsetzbar herausstellten, arbeitete unsere Gemeindeführung an einem guten Plan für die Entlastung der Abwasserthematik. Das Pumpwerk in Wipfing welches zu diesem Zeitpunkt im Status der Reparatur war, schaffte die Wasserlasten natürlich nicht und daher wurde durch den Stab eine Entlastung umgesetzt. Spezialpumpen wurden organisiert und das benötigte Schlauchmaterial wurde in die Wege geleitet.
Schlussendlich erfolgte in den Abendstunden eine Stabsbesprechung um die Arbeiten für den folgenden Tag zu planen.
Dienstag 17.09.2024- Einlaufende Notrufe: 11 Stk.
So wie am Vortag gab es eine große Anzahl an Alarmierungen unserer Wehr. Dieser Tag jedoch hatte Überraschungen für uns parat welche doch sehr geschichtsträchtig sein sollten.
Neben Pumpeinsätzen wurde die Entlastungleitung für das Pumpwerk in Wipfing gelegt und die Spezialpumpen wurden installiert. Dies in bester Kooperation zwischen Feuerwehr und Gemeinde. Auch Helfer aus der Bevölkerung waren hier recht schnell parat um Hand anzulegen!
Und nun kommt der "Obergau"!
Um 12:54 wurde unsere Feuerwehr zu einem Hüttenbrand mit der Alarmstufe 2 zum nördlichen Donauufer alarmiert. Im Gemeindegebiet von Zeiselmauer brannte eine Hütte welche Gasflaschen gelagert hatte. Dies aber am nördlichen Donauufer!
Die Kräfte stoppten sofort alle Pumparbeiten und fuhren die Einsatzstelle an. Per Navi recht flott zu eruieren, handelte es sich um eine Anfahrtszeit von ca. 24 Minuten. Die Feuwehren von Zeiselmauer und St. Andrä Wördern fuhren ebenfalls die Adresse an und so gestaltete sich ein aufreibender Einssatz in einem Überflutungsgebiet des nördlichen Donauufers!
Beim Objekt angekommen wurde sofort ein Löschangriff durchgeführt und eine Löschwasserversorgung eingerichtet. Sehr surreal wenn Atemschutztrupps in voller Einsatzbekleidung im hüfthohen Wasser löschen. Eines unserer Teammitglieder erläuterte die Situation einfach mit folgendem Spruch: "In den Zehen ist dir kalt weil du im Hochwasser stehst und am Helm wird es warm vom Feuer"! Gemeinsam mit den Feuerwehren aus Zeislemauer und St. Andrä Wördern konnte auch dieser Einsatz perfekt abgearbeitet werden.
Und um dies noch zu toppen, entstand ein Kellerbrand in Muckendorf knappe 17 Minuten später!
Während sich unsere gesamte Mannschaft mit beiden Fahrzeugen bei der Anfahrt zum nördlichen Donauufer befand, heulten nochmalig unsere Sirenen auf! Ein Kellerbrand in der Schulgasse wurde bei der Alarmmeldung angeführt und so herrschte mal so richtig "Feuer am Dach". Alle Kräfte waren ausgerückt und so verlässt man sich auf andere Kräfte der Feuerwehr. Unser Zugskommandant, der die Stabsarbeit umsetzte, verließ seine Flipcharts in der Fahrzeughalle und eilte zum Kellerbrand. Glücklicherweise waren keine Personen mehr im Gebäude und 2 anrückende Tanklöschfahrzeuge der Stadtfeuerwehr Tulln konnten in die Gegebenheiten eingewiesen werden. Weiters rückten Bestandteile der Feuerwehren Langenlebarn, Wolfpassing und Zeiselmauer an. Diese befanden sich natürlich selbst in vielen Pumpeinsätzen und konnten weitere Kräfte entbehren.
Recht rasch erfolgte ein Innenangriff mittels Atemschutz und jener konnte flott Entwarnung geben. Es handelte sich um eine geplatzte Heißwasserleitung an einem Heizkessel. Nach dem Innenangriff wurden Belüftungsmaßnahmen durchgeführt und alle Kräfte konnten wieder abrücken.
An diesem doch sehr speziellen Dienstag ergab sich auch der extrem ungünstige Umstand, dass unsere Hauptunterwasserpumpe den Dienst quittierte. Irgendwann gibt das Gerät auf, die Mannschaft aber nicht!
Mittwoch 18.09.2024- Einlaufende Notrufe: 7 Stk.
Zahlreiche Notrufe gingen ein um Keller auszupumpen. An dieser Stelle machte sich das Grundwasser bemerkbar und dieses zu bepumpen war schlicht und ergreifend nicht möglich.
Die Einsatzadressen mussten jedoch trotzdem abgearbeitet werden um mögliche Schäden zu unterbinden und immer die Möglichkeit zu evaluieren, vielleicht doch helfen zu können. Meistens halfen wir bei einer Pegelsenkung um gößere Schäden abzuwenden.
Ich hoffe sie glauben uns aber für uns als Feuerwehr ist es auch nicht leicht unseren Bürgern zu erklären, dass wir bei einem Grundwasseranstieg nicht wirklich helfen können. Das Verständnis der Bevölkerung war ausreichend aber man fühlt sich seltsam wenn man helfen will und dies eigentlich nicht kann.
Unser Kommandant OBI Heckermayer konnte uns sogar aus Griechenland unterstützen und so wurden in den Vormitagsstunden für uns 2 Unterwasserpumpen durch eine Fachfirma reserviert und abgeholt. Kein leichtes Unterfangen in diesem Zeitraum aber hier wird auch am Urlaubsstrand gearbeitet!
Donnerstag 19.09.2024- Einlaufende Notrufe: 3 Stk.
Eine leichte Entspannung hielt Einzug und das Equipment musste gereinigt und versorgt werden.
Freitag 20.09.2024- Pause!
Weiteres Equipment wurde gereinigt und alle Systeme wieder auf "Vordermann" gebracht.
Samstag 21.09.2024- Einlaufende Notrufe: 1 Stk.
Unsere unermüdliche Mannschaft genoß den Freitag ohne Alarmierungen. Der Drang zu helfen war aber trotzdem spührend und daher fuhr ein Team unserer Feuerwehr nach Judenau um Hilfe zu leisten. Hier wurden 6 Einzelaufträge abgearbeitet.
Um 10:50 Uhr wurden wir trotzdem zu einem Wassergebrechen in Muckendorf alarmiert. Auch hier konnten wir leider durch die Grundwasserlast nicht großartig helfen.
Unser Team aus Judenau leistete gute Arbeit und rückte in den Abendstunden wieder in unser Feuerwehrhaus ein.
Kleines Resume dieser "Katastrophenwoche" aus Sicht der Feuerwehr!
Tja, die Natur hat uns mal so richtig gezeigt was sie kann. Recht rasch muss man erkennen, dass trotz dem Willen, große Regenmengen und Grundwassermengen nicht immer zu bearbeiten sind! Die Mannschaft wurde gefordert und sie hielt allen Anforderungen stand!
Natürlich wollen wir es auf gar keinen Fall verabsäumen, uns zu bedanken!
Ein großer Dank ergeht an unsere Gemeindeführung. Die Stabsarbeit in unserer Gemeinde konnte sehr gut umgesetzt werden. Der Kommunikationsfluss lief, die Entscheidungen und Schritte wurden gemeinsam beschlossen und umgesetzt. Auch unser Team der Gemeindearbeiter muss gelobt werden. Hier erwies es sich als extrem vorteilhaft, dass ein Teil unserer Gemeindebediensteten auch Feuerwehrmitlgieder sind. Unbürokratisches Zusammenarbeiten war hier angesagt und dies funktionierte in allen Linien.
Einen weiteren Dank wollen wir an Sie werte LeserInnen richten! Der Zuspruch und die Unterstützung aus der Bevölkerung ist unser Antrieb. Wir wurden ständig mit tollen Backwaren und "Schmankerln" versorgt. Und ja, wir haben vermutlich den besten Apfelstrudel der Welt, ins Feuerwehrhaus geliefert bekommen! Vielen Dank für ihre Unterstützung!
Auch bedanken wollen wir uns beim TEAM Muckendorf-Wipfing und Christa Geiger aus unserer "Plauderei"! Die Verpflegung war uns rund um die Uhr gesichert. Rasch und unkompliziert liefen die Versorgungswege und wenn mal plötzlich lauter Damen in unserer Küche kochen, bewegt sich etwas! Ganz großes Danke an euch! Es war sensationell!
Zu danken haben wir auch dem Team von "Grilli´s Treff" in Tulln. Unser Team machte am Samstag nach der Tätigkeit in Judenau einen "Einkehrschwung" zur Verpflegung. "Grilli´s Treff" lud unser Team einfach auf Speiß und Trank ein und daher richten wir auch ein großes Danke in Richtung Tulln zum Minigolfplatz! "Danke"!
Zusätzlich wollen wir uns auch bei Bernhard Tatzer vom Autohaus Tatzer herzlich bedanken.
Leider mussten wir am Wochende recht rasch einen Schaden an unserem KLFA feststellen welcher sich bei weiteren Einsatzfahrten enorm ausgewirkt hätte bzw. den Stillstand des Einsatzfahrzeuges bedeuten hätte können. Am Montag in den frühen Morgenstunden wurde rasch und unbürokratisch eine Notreparatur an unserem Fahrzeug umgesetzt um die Einsatzbereitschaft des Fahrzeuges zu garantieren. "Danke Bernhard!"
Abschließend können wir uns trotzdem alle in unserer Gemeinde glücklich schätzen! Natürlich haben viele unserer Bürger einen erheblichen Schaden im Eigenheim zu verzeichnen. Das ist vertändlich und nachzuvollziehen. Das Leid und der Schaden besteht weiter und muss überwunden werden. Wir wünschen an dieser Stelle jedem, der Schaden hinnehmen musste und noch immer muss, alles Gute und viel Glück!
Wenn man aber seinen Blick nur ein paar Kilometer weiter richtet, wo Wohnhäuser schwer überflutet wurden und nicht mehr bewohnbar sind. Wo Existenzen von Familien und Menschen quasi "dahingeschwommen" sind, müssen wir uns in Muckendorf-Wipfing eingestehen, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein.
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